Einer Gruppe von sehr jungen Studentinnen und Studenten etwas über die Glienicker Brücke zu erzählen, ist kein leichtes Unterfangen. Und dabei ist es ganz gleich, ob es um das preußische Arkadien geht, das hier im 19. Jahrhundert gestaltet worden ist, oder um die Zeit des Kaltes Krieges, deutsche Teilung und Wiedervereinigung. Für meine Gäste ist dies alles genauso weit weg wie der Dreißigjährige Krieg – oder? Sie nicken, etwas betreten: Stimmt. Außerdem ist es furchtbar kalt, die Hälfte von ihnen steht ohne Mütze vor mir – wie soll man da denken?
Aber am Ende der einen Stunde an der Brücke kann ich den tapferen Rotnasen ansehen, daß das, was sie – wenn überhaupt – nur aus den Lehrbüchern kennen, doch lebendig geworden ist; daß dieses riesige, steinerne Monster Geschichte sich in ein atmendes Wesen verwandelt hat – für diesen Moment. Und das ist viel. Und dafür mache ich das!