Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Potsdam und Dresden, und eine davon spielt heute eine besondere Rolle auf der Stadtrundfahrt für den sächsischen Landtagspräsidenten: In beiden Städten ist es der selbe Architekt, der den Landtag gebaut hat bzw. noch baut. Der sächsische Landtag von Peter Kulka ist schon seit Jahren fertig; der moderne Bau steht direkt am Elbufer. Auch der neue Landtag von Brandenburg steht ganz in der Nähe des Flusses, aber er wird, um den Architekten zu zitieren, „eine Schizophrenie“ aus modern und historisierend sein. Der sächsische Landtagspräsident nimmt alle Informationen über das Potsdamer Bauprojekt mit feinem, sehr dresdnerischem Lächeln entgegen; man pflegt einen dezenten Stil.
Und natürlich möchte er am Ende der Stadtrundfahrt das Schloß Sanssouci sehen. Es geht also vom Stadtschloß zum Sommerschloß des Königs, dessen 300. Geburtstag Potsdam in diesem Jahr unzählige Veranstaltungen und Ausstellungen beschert. Die Protokollabteilung des brandenburgischen Landtages hat in Sanssouci eine Sonderführung angemeldet, wir sind die letzten, die an diesem Tag das Schloß betreten dürfen, die Schloßführerin schaltet in jedem Raum das Licht für uns ein und hinter uns wieder aus.
Was für ein Privileg! In einer ganz kleinen Gruppe durch dieses Gartenhaus gehen zu dürfen und, unbedrängt von folgenden Besucherströmen, ganz in Ruhe einmal wieder den delikaten Geschmack des toten Königs zu bewundern. Der Sessel, in dem er starb (neu bezogen, natürlich!), das Zimmer für die Musik, das Zimmer für das Warten der Gäste, den Marmorsaal, dessen Säulen aus Carrara-Marmor zu glitzern scheinen in der Eiseskälte, die in diesem Schloß im Winter herrscht. Nur, daß es die Filzpantoffeln nicht mehr gibt, mit denen man früher durch das Haus schlurfen mußte, um die Böden zu schonen, sorgte für eine kleine Enttäuschung…