Der König ist tot, und das seit 225 Jahren. Daß er es damit heute in die Tagesthemen schafft, finde ich bemerkenswert; ausschlaggebend war vielleicht, daß der Sarkophag Friedrichs II. heute vor zwanzig Jahren endlich dorthin kam, wo der König immer sein wollte im Tode: Auf die Terrasse von Schloß Sanssouci, in die Grablege, die er dort – noch vor Garten und Gartenhaus – hat bauen lassen.
Für meine Gäste aus Schwaben, Österreich und der Schweiz, die mit mir gestern auf eben diese Terrasse spazierten, war es natürlich eine Überraschung, dort eine kleine Truppe in historische Uniformen gekleidete Menschen anzutreffen, die zum Grab marschierten, einen Kranz niederlegten und ein Kirchenlied anstimmten.
Während sie dies taten und ich mit meiner Gruppe etwas abseits stand, um nicht zu stören, mußte ich natürlich als erstes erklären, warum auf dem Grab nicht nur Kränze und Blumen, sondern auch Kartoffeln liegen. Ein Mann aus der Gruppe war aber wohl abwesend währenddessen, ich nehme an, er war mit Fotografieren beschäftigt.
Als ich das Thema Kartoffeln schon abgearbeitet hatte, kam er zu uns zurück gelaufen, unterbrach mich und fragte ganz aufgeregt, warum denn auf dem Grab Kartoffeln liegen – ob der König vielleicht gern Kartoffelsalat gegessen habe?
Das gab natürlich Gelächter, extra für ihn noch einmal die Erklärung von mir, aber erst, nachdem ich in die fröhliche Runde hinein gesagt hatte: Sehen Sie, für solche Fragen übe ich diesen Beruf aus! Im Ernst, für einen Mann aus Schwaben ist die Frage nach der Beliebtheit von Kartoffelsalat ja wohl sehr naheliegend.
Als die historisch Kostümierten abgezogen waren, konnten wir dann noch einen genaueren Blick auf das Grab des Königs werfen, und neben allem, was heute dort lag – wobei ein Lorbeerkranz vom Chef der Schlösserstiftung nicht fehlen darf -, fiel mir ein großes Gesteck mit Schleife auf: Der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit. Dieses Gesteck habe ich allerdings abends in den Tagesthemen nicht gesehen; und mich zum Glück auch nicht – ich bin kamerascheu.
Ich frage mich, warum der Regierende Bürgermeister von Berlin einen Kranz zu Friedrich II. nach Potsdam schickt, 225 Jahre nach seinem Tod. Meine Gäste vermuteten übrigens Wahlkampf als Grund…