Der große Ärger, den viele Potsdamer über die Art und Weise der Grundsteinlegung für den Landtag in der letzten Woche immer noch empfinden und von dem die Potsdamer Zeitungen nur einen schwachen Abglanz geben können, zeigt wieder einmal, daß es in der Brandenburger Landeshauptstadt offenbar nicht gelingt, die Bürger mit einzubeziehen.
Es steht jedem frei, sich seine eigene Meinung zur Wiedergewinnung der Historischen Mitte zu bilden, und Stadtführungen sind ein sehr gutes Mittel dafür. Dabei sollte ein guter Stadtführer nicht seine private Meinung mitteilen, sondern die Fakten und Hintergründe (möglichst unterhaltsam bitte!) so präsentieren, daß sich eben jeder Gast sein eigenes Bild machen kann. Ein Beispiel gefällig? Für den Neubau des Landtages gab es keinen Architektur-Wettbewerb. Ach, sagten meine Gäste letzte Woche an dem Tag vor der Grundsteinlegung: Ach, nein? Ja, warum denn nicht? Ich weiß es nicht, habe ich geantwortet, und das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Und dann konnte ich sehen, wie es in den sympathischen Köpfen vor mir arbeitete…
Es ist übrigens erstaunlich (ist es das wirklich?), zu welch klugen und differenzierten Standpunkten Menschen kommen, die sich informiert und aufgeklärt fühlen. Sie wünschen sich am Alten Markt und drumherum durchaus nicht entweder die historisch-korrekte Rekonstruktion und das möglichst flächendeckend, noch reden sie der sog. Ostmoderne, wie die Bauten aus DDR-Zeiten immer öfter genannt werden, das ausschließliche Wort. Sie wollen eine Mischung – Zapperlot!
Was sie aber eindeutig nicht wollen, ist draußen bleiben zu müssen. Ob bei einem Anlaß wie der Grundsteinlegung oder bei der Diskussion über die Entwicklung der Stadt Potsdam. Und obwohl es ja durchaus diverse Informations- und Diskussionsveranstaltungen gibt, ist der vorherrschende Eindruck eben doch, daß Mensch als Stadtbürger (ja, liebe Stadtbürgerin, ich habe Sie nicht vergessen!) in erster Linie als lästig wahrgenommen wird.
Erinnern wir uns: Friedrich II. neigte dazu, von ihm beauftragte Architekten, Beamte und andere Untergebene auf die Festung Spandau zu schicken, zum – sagen wir mal – Nachdenken. Da sind wir doch froh, daß diese Zeiten vorüber sind, oder?