Peter Kulka baut den neuen Landtag für Brandenburg in Potsdam, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ist lange tot und ich stehe an der Glienicker Brücke und warte auf meine Gäste aus Leipzig. Was die beiden Architekten damit zu tun haben? Naja, meine Gäste verspäten sich und ich habe Zeit und beginne mich ein bißchen zu langweilen und just in diesem Moment kommt ein Potsdamer Architekt aus meiner Nachbarschaft herangeradelt.
Er hält an und ist bereit, sich mit mir die Zeit zu vertreiben; ich nutze die Gelegenheit, ihn über sein Urteil über den Landtagsneubau zu befragen. Besser gesagt bitte ich ihn, mir zu erklären, was sein Kollege Kulka sich wohl dabei gedacht hat. Mein Problem mit dessen Entwurf ist nämlich, daß ich ihn nicht verstehe. Das ist ja keine Schande, schließlich habe ich nicht Architektur studiert und fühle mich nicht berufen, alles zu verstehen oder zu allem eine Meinung zu haben.
Aber erklären müßte ich es schon können, all meinen Gästen nämlich, mit denen ich in Zukunft die größte Baustelle der Stadt in Augenschein nehmen werde. Und darum quetsche ich jetzt den radelnden Architekten aus. Der freundliche Mann ist um Rat und Aufklärung nicht verlegen, nennt mir Beispiele für neue Bauten, die ebenfalls eine Mischung aus historischer und moderner Architektur sind und sagt dabei ganz oft: Ja, warum denn nicht?! Warum soll das nicht gehen?
In den fünfzehn Minuten, die wir haben, bevor der Bus aus Leipzig neben uns hält, verstehe ich erstaunlich viel und erstaunlich leicht, bin sehr dankbar für die nette Belehrung und optimistisch, die gewonnenen Erkenntnisse einsetzen zu können. Ich sage danke und wünsche einen schönen Tag, der Architekt sagt: Viel Spaß! Und meine Gäste winken aus dem Bus.