Das war natürlich Zufall, daß ich es heute gleich mit zwei Gruppen zu tun hatte, die ausschließlich mit Frauen „besetzt“ waren. Die Stadtrundfahrt am Vormittag für eine Gruppe vom einem Landfrauenverband aus der Nähe von Frankfurt/Main startete an der Glienicker Brücke; der Nebel hatte sich noch nicht aufgelöst, vom Schloß Babelsberg und der Sacrower Heilandskirche war also nichts zu sehen. Aber dann kämpfte sich doch die Sonne durch den Hochnebel, und bei unserem Ausstieg am Schloß Sanssouci fühlte es sich schon wie ein Vorfrühlingstag an – inklusive ordentlich Matsch auf des Königs Terrasse.
Die Grabplatte war wegen des königlichen Geburtstages am Tag zuvor völlig bedeckt mit Gaben der Besucher: Blumen, Kränze, Kartoffeln, ein Grablicht und sogar Bonbons lagen dort. Bonbons? Ja, das ist gar nicht so seltsam, wie man zuerst meint; Friedrich der Große galt als Freund alles Süßen…
Es ist übrigens immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen familiäre Bindungen an Potsdam haben. Auch in dieser Gruppe war ein Opa einer Teilnehmerin Anfang des 20. Jahrhunderts als Soldat hier stationiert, eine andere Frau konnte sich lebhaft an ihre Großtante erinnern, die als Diakonisse im Oberlinhaus in Babelsberg lebte.
Nachmittags dann mit einer kleinen Gruppe Potsdamerinnen zu Fuß in der Innenstadt unterwegs, wobei sich herausstellte, daß es tatsächlich nur eine „wirkliche“ Potsdamerin unter uns gab. Potsdamer und Potsdamerin im strengen Sinne ist nämlich nur, wer in der Stadt geboren ist, alle anderen sind „Eingeschmeckte“, wie eine alte Dame aus der Seniorenresidenz Heilig-Geist-Kirche mir vor ein paar Jahren einmal sagte. Ich bin ja auch eine Eingeschmeckte, habe aber im Normalfall aufgrund meines Berufes doch einen gewissen Wissensvorsprung selbst vor den Eingeborenen.
Als wir nach der Führung noch in unser aller Lieblingscafé einkehrten, fragte mich der Besitzer, ob das denn nun wirklich so anders sei – „nur mit Frauen“? Ja, natürlich, war meine Antwort. Nur mit Männern aber auch!