Was habe ich doch für bibbernde Gäste erlebt in diesem angebrochenen Winter! Am Anfang grinsen sie noch, wenn sie mich treffen. Heute, zu einer Nachmittagsführung in der Schiffbauergasse bei minus ein, aber gefühlten minus zehn Grad, hatte ich natürlich auch meine dicke Mütze auf. Die, die jeder Einheimische hier sofort als russische Tschapka identifiziert, jeden Amerikaner aber eher an die Mützen von Trappern im Wilden Westen denken läßt. Ja, genau, die mit den Ohrenklappen und dem Fell. Dazu ein langer Wollmantel, darunter schichtweise was der Kleiderschrank hergibt, desweiteren ordentliche Laufstiefel, Armstulpen und dicke Handschuhe. Und ja, so fahr‘ ich auch Fahrrad den ganzen Winter durch. Wie schon gesagt: Am Anfang grinsen sie noch, Männer wie Frauen. Nach spätestens zwanzig Minuten ist aus dem Grinsen dann aber glühender – nein, doch eher eisgekühlter Neid geworden.
Mir hat das neulich mal einer meiner Gäste erklärt, bibbernd natürlich: Er fahre morgens mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, mit dem Auto zur Arbeit in die Tiefgarage, mit dem Fahrstuhl ins Büro. Nach der Arbeit das selbe ins Fitneßstudio, um dort auf dem stationären Fahrrad zu strampeln. Und wieder zurück nach Hause: Fahrstuhl, Tiefgarage, Auto, Tiefgarage, Wohnung. Um ehrlich zu sein, hatte ich bis dahin wirklich nicht darüber nachgedacht, daß eben das für viele Menschen heutzutage die normale Daseinsform ist.
Merken Sie also auf: Wenn Sie eine Stadtführung buchen zwischen Ende Oktober und Mitte April, müssen Sie sich warm anziehen! Borgen Sie sich zur Not einen Mantel.