Es hatte soviel geschneit in Potsdam seit der Nacht auf den zweiten Weihnachtsfeiertag, ich kann mich nicht erinnern, wann wir hier zwanzig Zentimeter Schnee hatten… Na gut, vielleicht waren es auch nur fünfzehn Zentimeter, aber es fühlte sich an wie Tiefschnee hier im Flachland. Ich traf in diesen Tagen nur Leute, die es mit Humor nahmen, mit Gelassenheit oder die sich sogar freuten über das gedämpfte, langsamere Leben in der Stadt.
Und es ist übrigens genau dieses etwas langsamere Leben der zweitkleinsten Landeshauptstadt Deutschlands, daß immer mehr Menschen nach Potsdam zieht – eine Stadt unter wenigen in Ostdeutschland, die nicht mehr schrumpfen, sondern wieder wachsen.
Ganz besonders gefreut hat mich in diesem Jahr die Nachricht einer Kundin, die nach Potsdam gezogen ist: Ihre Kinder würden sich in dem Kindergarten, den ich empfohlen hatte, sehr wohlfühlen. Die Leute fragen mich nach Kindergärten? Ja, sie fragen mich tatsächlich nach vielen Dingen: Wie hoch die Mieten im Holländerviertel sind, wo auf dem Friedhof in Bornstedt ein vergessener Bildhauer begraben liegt, bei wem man einen Veranstaltungssaal für 300 Personen mieten kann, welche Restaurants ich empfehle, wann man das Kaiserin-Augusta-Stift wieder besichtigen kann, warum man das VW-Designzentrum nicht besichtigen kann, zu welchem Friseur ich gehe, wo man Wein und gutes Brot in Potsdam kauft, welches Hotel das kinderfreundlichste ist, ob ich Karten für die Schlössernacht besorgen könnte (nein, wirklich nicht!), ob ich einen Gesangslehrer für die Tochter kenne, wo man denn Wanderritte in der Nähe von Potsdam machen könnte, von wem man eine Fotogenehmigung für die Bibliothek von Friedrich in Sanssouci bekäme…
In den meisten Fällen kann ich helfen, zumindest den richtigen Ansprechpartner nennen, den Kontakt herstellen. Warum? Ich bin Stadtführerin in Potsdam. Wir sehen uns im nächsten Jahr!