Letzten Sonnabend laufe ich mit meinen Gästen ganz entspannt durch den Neuen Garten, rede über den dicken Wilhelm und seine Wilhelmine, das Marmorpalais und die Pfaueninsel, Peter Joseph Lenné und das erstaunlich haltbare Novemberwetter – da kommt uns plötzlich ein Radfahrer entgegen. Grünes Rennrad, grüner Rennradleranzug, Wollmütze. Und er kommt nicht nur, er rast auf uns zu. Ja ja, Radfahren ist hier verboten. Es sei denn, man hat für die Restaurierung des Marmorpalais‘ viel Geld gespendet: Dann bekommt man von der Stiftung eine Radfahr-Ausnahmegenehmigung. Und das ist mehr als fair.
Der uns entgegenkommt ist nicht der edle und republikweit bekannte Spender – aber hey! Es ist November, wir sind hier gerade weit und breit die einzigen Spaziergänger, genug Platz für uns und ihn, und ich bin keine Parkwächterin. Also machen wir einfach etwas Platz auf dem Weg, der Radfahrer bremst sportlich, fährt langsam an uns vorbei, ruft ein freundliches Dankeschön und tritt wieder in die Pedalen. Kein schlechter Antritt, denk ich noch, und dann bleibt mir und einem meiner Gäste der Mund offen stehen.
Ist das nicht…?
Den kenn‘ ich doch, es liegt mir auf der Zunge!
Ja! ruft mein Gast erfreut: Das ist Jens Voigt!
Ein Tour-de-France-Teilnehmer beim Training im Neuen Garten. Das ist doch mal ein Höhepunkt einer Stadtführung – und mit erheblichem Organisationsaufwand verbunden, das kann ich Ihnen sagen!
Na, aber im Ernst: Wenn Jens Voigt wegen dieser Geschichte hier im Nachhinein noch Ärger bekommt, dann bringe ich ebenfalls an dieser Stelle einen Widerruf, schwöre, daß ich alles frei erfunden habe – oder zahle einfach das Strafticket. Versprochen.