– so stand es heute auf einer Leinwand, auf der die Präsentation der Baufortschritte des Monopteros‘ des Militärwaisenhauses in Potsdam gezeigt wurde. Im Frühjahr diesen Jahres wurde damit begonnen, den kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten tempelartigen Aufbau, eben den Monopteros, auf dem von Gontard erbauten Gebäude wiederherzustellen. Heute nun der letzte Schritt: Das Wiederaufsetzen der Statue der Caritas auf der Kuppel; und mehrere hundert Potsdamer waren gekommen.
Ein kalter, klarer, windstiller Abend: Das traumhaft schöne Treppenhaus unter dem Tempel mit einer Lichtinstallation in blaugrünes Licht getaucht, Bratwurst und Glühwein, die Langen Kerls marschieren auf, Architekt und Bürgermeister sprechen ein paar Worte, die heute Kostüm-, früher Elitetruppe des Soldatenkönigs schießt Salut und gibt damit den Startschuß für das Aufschweben der goldenen Göttin.
Die Dame ist drei Meter achtzig groß und 450 Kilo schwer und hat auf dem Hof, angestrahlt und leicht bekleidet, ihrer Himmelfahrt geharrt. So nah werden wir ihr nie wieder kommen. Auf dem Kran, der sie dann hebt, steht: 58 Meter Arbeitshöhe. Und dann schwebt sie, ganz langsam, nach oben, die Potsdamer drücken die Daumen, der Architekt schwitzt wahrscheinlich trotz Kälte und eine Frau neben mir flüstert: Gott hilf! Und dann fassen dort oben aus einem Korb, den ein zweiter Kran nach oben gehoben hat, sechs Hände nach ihren Füßen, sie wird in die richtige Blickrichtung gedreht, steht nun mit dem Rücken zu uns allen und jemand ruft: Anders herum! Lachen, klatschen, die Potsdamer Turmbläser spielen dort oben in luftiger Höhe unter der Kuppel, aber im entscheidenden Moment sind sie still: Die Bolzen, jetzt werden die Bolzen festgemacht, dann sagt ein Sprecher ins Mikrofon: Die ersten sechs sitzen fest! Wieder Applaus, hunderte Potsdamer bekommen Genickstarre, nach einer Weile heißt es, alle Bolzen seien fest, nun würde es noch eine Stunde dauern, bis das Seil am Kopfhaken gelöst werden könne…
Plötzlich steht eine Freundin neben mir: Ich bin so froh, daß ich das nicht versäumt habe! Der Himmel über Potsdam gehört wieder der Barmherzigkeit, und heute waren wir ihr ganz nahe.