Er danke mir im Namen der Gruppe und besonders dafür, daß man durch mich als Zeitzeugin mit einem persönlichen Zugang über die jüngere deutsche Geschichte informiert worden sei – was für ein Glücksfall!
So deutlich hat das noch keiner meiner Gäste angesprochen, und damit ist es nun wohl offiziell: Ich bin Zeitzeugin. Natürlich war ich das auch schon, bevor ich so genannt wurde, aber dieser Blick von außen ändert eben doch noch einmal die Perspektive. Ja, ich habe – und dieser Zeitpunkt wird in diesem Herbst erreicht sein – die Hälfte meines Lebens in der DDR und die andere Hälfte im wiedervereinigten Deutschland verbracht. Und ich lebte und lebe die meiste Zeit davon nicht weit entfernt von der Glienicker Brücke; der Brücke, die so viele Jahre Potsdam und (West)Berlin trennte statt verband. Am 10. November 1989 um 18.00 Uhr bin ich mit einer ganz kleinen Gruppe Menschen über die Brücke gegangen, bevor der große Sturm aller Potsdamer einsetzte – es mußte sich einfach erst herumsprechen, daß dieser Übergang nun auch endlich offen war…
Es gibt zwei Gruppen meiner Gäste, die mich als Zeitzeugin sehen: Junge Deutsche und ausländische Besucher. Für sie bin ich eine überlebende Bewohnerin von einer Art Atlantis, und wenn ich mit ihnen über mein Leben im Potsdam zu DDR-Zeiten spreche, dann hören sie die Glocken der Stadt am Grunde des Meeres läuten.
Und weil es dieser Tage durch die Medien geht: Ich kenne den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, und ich kann ihn aus eigener Anschauung erklären. Fragen Sie die Zeitzeugin!