Er hätte seine Stadtführung gern untypisch, sagt mein potentieller Kunde am Telefon. Ja gern, sag ich, aber: Was sei untypisch? Naja, sagt er – und da wird es kompliziert. Ich denke, er möchte höflich sein, und daher druckst er herum und sucht nach Worten. Schließlich flüchtet er sich in Inhaltliches: Das Schloß Sanssouci zum Beispiel, das kenne ja schon fast jeder!
Ich gebe zu bedenken, daß „kennen“ nicht bedeutet, das Schloß schon einmal gesehen zu haben, aber daß es natürlich in Potsdam noch vieles andere zu sehen und zu kennen gibt – auch und besonders im „Friedrich-Jahr“. Wir einigen uns also auf eine Tour, die nichts mit Park und Schloß Sanssouci zu tun hat.
Was er aber wohl eigentlich meinte – jedenfalls vermute ich das – ist, daß er keine langweilige Stadtführung haben möchte. Nach vielen Jahren als Stadtführerin weiß ich sehr gut, daß sehr viele Menschen schon einmal mit einer langweiligen Stadtführung fast zum Einschlafen gebracht wurden. Gut, wenn man dann im Bus gesessen hat, da konnte man dabei wenigstens nicht umfallen…
Neulich fragte mich einmal jemand, was nach meiner langen Ehe mit einem Amerikaner denn nun an mir eventuell amerikanisch wäre – auf meinen Beruf bezogen. Darauf hatte ich eine sehr schnelle Antwort: Du sollst nicht langweilen! Und das bedeutet nicht, peinlichen und schenkelklopfenden Humor zu zeigen. Und es bezieht sich auch nicht nur auf uns Stadtführer. Jedes, aber auch jedes Thema kann unterhaltsam dargeboten werden und wird eben gerade dadurch besser verständlich.
Und jetzt dürfen Sie mal raten, wieviele Leute in Deutschland daran glauben…