Da ich demnächst eine Gruppe junger Leute in die Potsdamer Ausstellung zum 20. Juli 1944 begleiten soll, habe ich mich heute selbst noch einmal umgesehen. Um es gleich vorweg einzuräumen: Diese Ausstellung ist kein Ruhmesblatt für die Stadt und das Potsdam-Museum, zu dem sie nämlich gehört.
Immerhin befindet sich die Ausstellung an einem authentischen Ort des Widerstands, in der früheren Kaserne des Infanterieregiments Nr. 9 in der heute nach Henning von Tresckow benannten Straße (früher Priesterstraße). Das Gebäude, in dem heute das brandenburgische Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung untergebracht ist, wurde auch sehr schön saniert, und der alte Leitspruch des Regimentes „Semper talis“ schmückt den gläsernen Eingang. Aber die Ausstellung selbst befindet sich am Ende eines langen Ganges im Sockelgeschoß und ist – na, sagen wir es offen – ärmlich. In kleinen Räumen gibt es ein paar Schautafeln mit viel Text; und die Tafel mit der Auflistung der Häuser in Potsdam, in denen die Widerständler lebten, ist sehr unübersichtlich, der danebenhängende Stadtplan, in dem die Orte eingezeichnet sind, ist für Ortsfremde auch nicht gerade hilfreich. Denken Sie sich an dieser Stelle einen tiefen Seufzer der Stadtführerin, der das ganze auch peinlich ist, denn schließlich ist sie ja Mitglied im Förderverein des Potsdam-Museums…
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Offiziell ist diese Ausstellung, die keinen Eintritt kostet, nämlich nur zu den Bürozeiten des Ministeriums geöffnet, also montags bis freitags von etwa acht bis achtzehn Uhr. Aber der besonders nette Wachmann an der Pforte (Sie müssen übrigens klingeln, um dann aber sofort eingelassen zu werden!) erzählte mir, daß er auch am Wochenende die Touristen, die den Ausstellungsort gefunden habe, ins Haus einläßt. Wie das? Na, sagt er, wir sind doch sowieso immer hier, das Objekt wird rund um die Uhr bewacht von uns, da lasse ich doch die Leute nicht draußen vor der Tür stehen, bloß weil Sonntag ist!
Eine weitere nette Begegnung hatte ich auch noch: Als ich das Gebäude betrat, wechselte gerade der Minister ein paar Worte mit dem Wachmann. Ach, guten Tag, Herr Minister, grüßte ich, denn das gehört sich so, wenn man den Hausherrn antrifft. Er grüßte sehr freundlich zurück und ich fragte: Ja, begrüßen Sie denn alle ihre Gäste persönlich an der Pforte? Leider ließe das sein Terminplan nicht zu, entgegnete er lachend und entschwand. Wie schon erwähnt: Semper talis steht über der Tür…