Ich hätte es ja wissen müssen, aber heute bin ich eben doch einmal darauf hereingefallen: Meine Gäste und ich stehen so in der brüllenden Hitze am Steuben-Denkmal und reden über amerikanische Unabhängigkeit, als wir plötzlich eine megaphonverstärkte Stimme vom Neuen Markt hören. Wir verstehen nur Bruchstücke: die Sozialdemokratie – nicht mehr hinnehmbar – laßt uns alle…
Der Neue Markt ist voll von Menschen, die rote Fahnen tragen, eine Bühne ist aufgebaut, es wird deklamiert und demonstriert. Mhm, schon unschön, wenn ich als Stadtführerin nicht weiß, wo eine Demonstration stattfindet, erst recht, wenn diese mitten auf unserer Route liegt.
Aber was soll’s, es sieht alles friedlich aus, irgendwie werden wir schon über den Platz kommen… Als wir näher herangehen, bedeutet uns ein freundlicher junger Mann, doch hinter der Bühne durchzuschlüpfen, dort dürften wir durch. Dürfen? Ähem! Kurz bevor ich mich zu einer Bemerkung über meine Rechte, öffentlichen Straßenraum benutzen zu dürfen, wann es mir paßt, hinreißen lassen, entdecke ich die Kamera, das Licht, und die Leute, die den „Demonstranten“ Zeichen geben, wann sie rufen sollen und wann sie zu schweigen haben.
Alles bloß Film! Na dann… Da haben Sie sich aber Mühe gemacht, extra für uns hier Dreharbeiten abzuhalten, sagt eine Frau aus meiner Gruppe. Ja, nicht wahr?! Gern geschehen!
PS vom 2.6.08: Heute steht’s in der Zeitung – der Dutschke war’s!