Um 1500hrs sind wir verabredet an der Glienicker Brücke. Auf die Minute genau klingt mein Handy: Sie würden sich verspäten – Radrennen in Wannsee. Sieben Minuten später spricht mich eine sehr junge Frau im weißen Sommerkleidchen an: Hallo, I’m Rebecca!
Rebecca, im Rang eines Leutnants, bemerkt meine Überraschung. Angekündigt waren per Mail acht „britische Militärangehörige“ im Kleinbus. Hätten Sie da nicht auch an gestandene Herren im besten Alter gedacht? Na?
Der Kleinbus hat sich verfahren, ist in Klein Glienicke in einer Sackgasse steckengeblieben – und Rebecca ist nicht älter als ihre sieben Kameraden, aber die einzige Frau. Also laufen wir schnell zum Bus und fahren als erstes zu den Villen, in denen Truman, Churchill und Stalin während der Potsdamer Konferenz gewohnt haben. Das muß sein, das geht nicht ohne.
Und das ist erst der Auftakt zu einer dann fast dreistündigen Stadtrundfahrt, in der wir alle schwitzen, weil die Klimaanlage nicht wirklich was taugt, die Jungs (sorry!) und Rebecca mir Löcher ins Hirn fragen und Potsdam zeigt, daß es besonders für Angehörige der früheren Allierten ein Knotenpunkt ihrer Geschichte ist.
Am Schloß Cecilienhof entfährt ihnen genau das, was ihre Königin vor zweieinhalb Jahren auch schon spontan geäußert hat, als sie dort aus ihrem Auto stieg: It looks like home!
Am Ende unserer Fahrt sind wir alle erschöpft, durchgeschwitzt und glücklich, unseren Beitrag zur Völkerverständigung geleistet zu haben: Potsdam ist am 14. April 1945 von der Royal Air Force bombardiert worden, und das habe ich nicht verschwiegen. Unser Wort des Tages? Reconciliation – Versöhnung.
Und dann bekomme ich zum Abschied auch noch einen Handkuß von einem besonders wißbegierigen Soldaten. Auch junge Briten sind eben Gentleman…