Wenn es April ist und die Sonne scheint und der Vormittag frei von Terminen ist, dann wäre es doch schön, nach Bornstedt zu fahren, im noch menschenleeren Krongut Kaffee zu trinken und belegte Brote zu essen und dabei aufzupassen, daß die zahmen Spatzen einem nicht auf der Stulle landen. Danach könnte man die geheimzuhaltene Bärlauch-Stelle im Weltkulturerbe aufsuchen, mit ein paar Handgriffen einen Korb mit frischen Blättern füllen und dabei einen Hasen aufscheuchen. Oh ja, ein Hase, kein Kaninchen, aber zu schnell für ein Foto.
Und weil es noch so früh am Tag ist und so schön und sich hierher ja nie so viele Menschen verirren, würde man beschließen, das nahegelegene Klausberg-Belvedere seiner Bestimmung zuzuführen und von dort die schöne Aussicht zu genießen.
Auf dem Weg dorthin könnte man an einem Veilchen riechen und – oh Frevel, weil natürlich verboten – eine Blüte aufessen. Einem Buntspecht aus erschlichener Nähe beim Arbeiten zusehen. Eine Tulpe entdecken – das muß eine Wildform sein, ach, es gibt wilde Tulpen hier, gibt es eigentlich wilde Tulpen? Hinter dem nächsten Busch Milchsterne in Matten, soviel ist sicher, Kleiberrufe, Gänseblümchen und faulenzende Eichhörnchen. Zur Orangerie noch, ja? Ach ja, warum nicht, auch, wenn die oberste Lage Bärlauchblätter im Korb langsam schlaffer wird. Seltsame Tiere gibt es hier, sogar Drachen.
Vor der Orangerie Stiefmütterchenduftwolken und immernoch kein Mensch, im vergessenen Garten dahinter der Kopf einer Göttin, die Dame blickt streng, die Straße hinter ihr führt zurück ins italienische Dorf, auf dessen Hauptstraße Sir William gerade seinen Frühlingsspaziergang macht und sich vom Eierlegen erholt.
Noch schnell ein Brot gekauft in der Hofbäckerei, hier ist der König im Angebot: Holzofenbrot „Alter Fritz“ zwei Euro fünfzig, das Mehl kommt aus der Historischen Mühle an seinem Sommerschloß. Und nun hätte man ein Brot und frischen Bärlauch und jetzt müßte man doch noch arbeiten und Kräuterbutter herstellen, ein Glas Pesto wird auch noch draus – war ja ein ganzer Korb voll – und dann hätte man Bärlauchbutterbrote zum Mittagessen und einen perfekten Frühlingsvormittag in Potsdam.
Ob ich denn auch noch manchmal privat in die Parks gehen würde, hat mich einmal einer meiner Gäste gefragt…